AGI sieht ESG als künftigen Standard
Assetmanager steht mit mehr als 220 Unternehmen im kritischen Dialog
Die internationale Assetmanagementindustrie befindet sich in einem enormen Umwälzungsprozess. Sustainability bzw. die Ausrichtung der Investmentprozesse nach ESG-Kriterien (Environment, Social, Governance) wird die Kapitalanlagewelt umkrempeln. „Ich gehe fest davon aus, dass die Integration von ESG in das Risikomanagement in ein paar Jahren der Base Case für alle Assetmanager sein wird“, sagt Deborah Zurkow, Global Head of Investment des weltweit agierenden Assetmanagers Allianz Global Investors (AGI), im Interview der Börsen-Zeitung. Gerade das ,S‘ in ESG sei durch die Covid-19-Krise wieder stärker in den Blickpunkt des Interesses gerückt. „Weil sich das Soziale in unseren Vorgärten und Hinterhöfen abspielt: Ungleicher Zugang zu digitaler Bildung, schlechtes Internet auf dem Land, Zunahme der Ungleichheit, weil Niedriglohnjobs stärker von der Pandemie getroffen werden“, führt die Investmentchefin weiter aus.
AGI hat auf die pandemiebedingten Veränderungen laut Zurkow längst reagiert. „Wir haben unsere Richtlinien angepasst. Wir stimmen zum Beispiel schon in der laufenden HV-Saison gegen Erhöhungen der Managementvergütungen, wenn ein Unternehmen pandemiebedingt Stellenstreichungen vorgenommen hat. Das Gleiche gilt, wenn ein Unternehmen die Dividende gekürzt oder gestrichen hat oder wenn es direkte Staatshilfen erhalten hat“, führt sie weiter aus.Das sieht auch den direkten Austausch des Assetmanagers mit Unternehmen vor. „Wir sehen uns heute schon als führend im Engagement mit Unternehmen an. Im vorigen Jahr haben wir mit 224 Unternehmen einen konstruktiv-kritischen Dialog geführt. Bei 77 ging es um Umweltthemen“, sagt sie. Dominierendes Thema ist aber Governance – es betrifft 170 Adressen.